Ein paarmal im Jahr kommen alle Menschen, die hier wohnen aus ihren Behausungen. Entweder ist Party-time bei Sabine im Café de Paris, Auto-Rennen oder wie an diesem Wochenende Pilgerjogging (abgesehen natürlich von den vielen Festivitäten während des Sommers ). Ich nenne es deshalb Pilgerjogging, weil die meisten teilnehmenden Fußgänger nicht gehen, sondern joggen (18 km! chapeau!). Nun zur Sache an sich:
Gens wurde 1104 in Monteux - 18km bis Le Beaucet - geboren und lebte dort, bis man Steine nach ihm warf und er deswegen mit den geerbten zwei Kühen nach Le Beaucet ging und sich in einem ehemaligen Kloster einrichtete.
Man hatte die Steine nach ihm geworfen, weil er sich immer darüber aufregte, dass die Leute nicht so christlich eingestellt waren wie er. Ja und so kam es wie es kommen musste. Eines Tages hatten die Leute genug von seiner Meckerei und ließen ihrer Wut freien Lauf. So kam er nach Le Beaucet. Er war sehr schön und konnte auch Wunder, wie man das von einem christlichen Menschen erwartet. So zähmte er beispielsweise einen Wolf, der sich eigentlich über eine seiner Kühe hermachen wollte. Und ja, seit er aus Monteux weg war, fiel 3 Jahre lang kein Tropfen Regen mehr.
Schließlich fand ihn seine Mutter, was natürlich nur aufgrund eines Wunders möglich war. Sie wollte, dass er zurückkehrt in seinen Heimatort und er sagte ja, weil Gott sie ja bis zu ihm geführt hatte. Aber das eigentliche zweite Wunder nach dem Wolf war, dass die Mutter trinken wollte und vor ihr eine Fontaine aus dem Nichts erschien, die ihr Wasser in die Hände goß. Als nun Gens wieder in Monteux war, drängte er die Priester, eine Prozession zu organisieren. Und die Prozession war noch nicht angefangen, da fing es an zu regnen. Das war also das dritte Wunder, das Gens machte.
Deshalb joggen also jedes Jahr die Menschen nach St. Gens, wie das Kloster mit der Fontaine nennt, um um Regen zu bitten.
Aber viele fahren auch mit ihrer Kutsche....und die Kinder mit Mountainbikes und Leuchtwesten. Samstag Abend fahren sie hin, verbringen dort die Nacht und am Sonntag in der Frühe fährt man wieder heim.
Wer darf tragen?
Jedes Jahr werden vier "jeunes" ausgewählt, und zwar von der Confrérie de Saint-Gens. Deshalb ist es gut, wenn man erstens männlich und zweitens ein Sohn eines der Mitglieder der Bruderschaft ist, denn die haben Vorrang.
Um 18 Uhr geht es los aus Monteux und gegen 21 Uhr kommt man dann in St. Gens an. Die vier Träger sind zwischen 16 und 18 Jahre alt.
Ganz früh am Sonntagmorgen kommen noch mal zwei "Santgénaires", zwischen 18 und 20 Jahre alt, und sie bringen ein schweres Kreuz, auf das der Christus genagelt ist. Sie tragen, wie der Christus, die Last aller Sünden.
Die Fontaine gilt noch immer als besonders kraftspendend. Man sollte Geduld mitbringen, wenn man mit dem Gedanken spielt, sich eine Flasche zu füllen. Was wir Deutsche uns unter einer Fontaine vorstellen, kann sich schnell als Illusion entpuppen. Die Quelle tröpfelt nur im Sekundentakt.
Gens starb 1127 im Alter von 23 Jahren. Er war zurückgekehrt nach Le Beaucet, weil er für das Leben in der Welt nicht gemacht war, heißt es.
Wer mehr wissen möchte oder mal mitmachen:
http://www.saintgens.fr/topic/index.html
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