Nicht weit von uns gibt es ein Tal, so verwunschen wie das Tal hinter den sieben Bergen.....
Aber beginnen wir von vorn...
Eines Spätnachmittags kehrt der eine Sohn zurück von einem seiner Fahrrad- Ausflüge, die er regelmäßig mit seinem Freund in den Bergen der Umgebung unternimmt. "Wir sind in einem ganz tollen Tal gewesen...," eröffnet er uns und wir stellen die Ohren auf, denn von diesem Tal haben wir noch nicht gehört, "...und da müssen wir mal alle zusammen mit dem Fahrrad hin!" Ja, warum nicht... Da bin ich noch ganz zuversichtlich. Wir planen, Mountainbikes auszuleihen und am Sonntag mit einem Picknickkorb auf dem Rücken gen Zaubertal zu radeln. Erst im weiteren Verlaufe der Unterhaltung muss ich erfahren, dass es ca. 10km sind, die wir überwinden müsssen. Ich frage:" Wie steil geht's denn da?" und Sohnemann antwortet:" Och, immer so," und macht dabei Schlängelbewegungen mit der Hand. Ich denke naja, das sieht so aus, als könnte ich die Steigungen schaffen, und die 10km hin auch, aber dann nochmal 10km zurück? Mit einem Mountainbike? Meine Männer motivieren mich:" Ach, Mama, das schaffst du locker..." Ach danke, ich fühle mich geschmeichelt und für einen Moment blendet mein aufgeblähtes Ego meinen realen Fitness-Zustand.
Kurz: Der Sonntag erwacht mit stahlblauen 27°C und um 11Uhr geht's los. Mit dem Auto fahren wir nach La Roque sur Pernes. Nicht, dass das weit währe, aber das habe ich mir erbeten, denn nach La Roque geht es steil bergauf und die Steigung schaffe ich noch nicht mal mit dem Rennrad, geschweige denn mit einem Mountainbike. Wir parken also das Auto direkt neben dem Wanderweg und fahren los. Es geht tatsächlich in den bildlich dargestellten Schlängeln rauf und runter. Die Wege sind gut befahrbar, relativ breit sogar, wahrscheinlich, damit der jagende Provencale überall mit seinem Geländewagen durchkommt. Tatsächlich sind die Schranken, die wir sehen und wahrscheinlich verhindern sollen, dass hier Autos herfahren, oben, und immer mal wieder hören wir laute Schüsse und ja, zwei Geländewagen kommen uns auch entgegen. Ansonsten herrscht tiefe Stille. Zum Glück dürfen wir immer mal wieder anhalten, um diese zu genießen, denn einige Steigungen sind dann für mich doch nicht zu schaffen. Die Landschaft ändert sich, das Tal wird enger, die Wege auch...
Schließlich kommen wir zu einer steilen Abfahr und da sieht man schon etwas durch die Bäume lugen...
und dann sind wir da - ein weites grünes Tal, in dem geschützt ein Anwesen liegt. Es ist (noch) halb verfallen, aber man sieht, dass hier ab und zu gearbeitet wird. Das Dach ist neu, in einigen Räumen sind die Wände ausgebessert...
das ganze lädt zu einer Rast ein und nachdem die Männer das Haus in Augenschein genommen haben, gibt es Eier, Knackwürstchen, Baguette...und ich pflücke noch schnell einige Blätter wilden Rukola, den wir zu den Eiern essen. Nachdem wir uns gestärkt und ausgeruht haben, besichtigen wir noch eine Höhle, die oberhalb des Anwesens liegt. Diese Höhle ist schwierig zu erreichen. Es geht steil hoch und man rutscht immer wieder ab auf den Bergen von Schotter. Die Höhle wird von Speleologen besucht, das kann man deutlich sehen. Es gibt gefährliche Löcher, die steil ins schwarze Nichts fallen....
Einen "Ausgang" gibt es auch, den wir bald aufsuchen, denn die Zeit ist fortgeschritten. Ich beschließe, nicht wieder zurück, sondern weiter bergab in Richtung Fontaine de Vaucluse zu fahren, mich dort in ein Café zu setzen und zu warten, dass die anderen mich mit dem Auto abholen. Wie gerufen, kommen mir auf dem Weg einige Wanderer entgegen und diese frage ich nach dem Weg, wie weit es noch ist, und ob man sich nicht verfahren kann in diesem Wald. Nein, heißt es, alles ist ausgeschildert, aber vorsicht! Es geht steil bergab! Und tatsächlich...
Ich komme an die bereits angekündigten Schilder und folge ihnen in Richtung Fontaine de Vaucluse. Irgendwann wird der Weg so steil, dass ich absteigen muss. Aber das hat nichts zu bedeuten. Mein Sohn würde hier in einem Affenzahn runtersausen. Ich schiebe gemütlich und es kommt mir wieder ein Geländewagen entgegen. Mann auf der Pirsch. Dann erreiche ich das Ende des Waldes, was nicht wirklich auffallen würde wenn nicht das unübersehbare Schild dort stünde:Ja und dann hat mich die Zivilisation wieder....und mir fällt auf, dass das Tal von Valescure viel schneller von Fontaine de Vaucluse zu erreichen ist, aber auch viiiiiel steiler!!
Dann ein erster Blick auf Fontaine de Vaucluse........noch ein paar Kurven, die ich jetzt wieder fahrend bewältige und ich bin angekommen. Nach insgesamt 5 Stunden, die wir für diesen Ausflug gebraucht haben.....Und jetzt einen petit café und ein Perrier!!!
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